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Einsamkeit Bei Führungskräften

Aktualisiert: 31. März 2023




Was mache ich?

Wie reagiere ich?

Welche Entscheidung treffe ich?

Was ist, wenn ich mich irre?

Kann ich mich auch anders entscheiden?


Diese Fragen beschäftigen Verantwortungsträger:innen, Manager:innen, Unternehmer:innen täglich.



Fachliche Entscheidungen,
strategische Entscheidungen,
Mitarbeiterführung ...

In einer immer vernetzter und gleichzeitig schneller werdenden Arbeitswelt stehen Führungskräfte tag täglich vor komplexen Herausforderungen, die gut überlegt und abgewägt sein wollen und oftmals keinem erlernten "Schema F" mehr folgen.


Entscheiden, entscheiden, entscheiden ... denn auch eine Nichtentscheidung ist eine Entscheidung. Gleichzeitig sind die meisten Führungskräfte diesbezüglich inzwischen hoch sensibilisiert und sich der Tragweite ihrer Entscheidungen immer bewusster, was zur Entscheidungsfindung erschwerend hinzukommt.



Vertrauen

Viele Führungskräfte haben ein großes Problem: Je mehr Verantwortung sie übertragen bekommen und übernehmen, desto einsamer werden sie, denn sie können sich mit niemandem wirklich vertraulich und auf Augenhöhe besprechen.


Den nächsten Vorgesetzten können sie nicht in ihre Gedanken und Zweifel einbinden, denn was würde dieser von ihnen denken? Möglicherweise würde er ihre fachliche Qualifikation in Frage stellen oder ihre persönlichen Kompetenzen bezweifeln. Einem anderen Mitarbeitenden können sie sich ebenfalls nicht anvertrauen, denn die Gefahr, das Vertrauen missbraucht wird, kann nie ausgeschlossen werden.


Gleichzeitig gibt es in Unternehmen auch viele Themen, wie z.B. persönliche Mitarbeiterprobleme oder strategisch brisante Richtungsentscheidungen, die streng geheim bleiben müssen. so dass sie auf keinen Fall weitergetragen werden dürfen.


Bleiben Freunde und Lebenspartner. Aber auch sie möchte man nicht mit den eigenen Themen überstrapazieren. Sind sie doch auch ein Teil jenes anderen Lebens, das zu Stressabbau und Entspannung beitragen - beitragen soll.


Und so kämpfen viele Führungskräfte einen einsamen Kampf mit sich selbst - leider teilweise mit unkalkulierbaren Folgen wie Burn out, dissoziative Bewusstseinsstörung oder Depression.





Suchen Sie sich jemand außenstehendes, mit dem sie sich besprechen können

denn sobald Gedanken verbalisiert werden, klären sie sich, verlieren an Bedrohung und lassen Handlungen folgen!


Gedanken sind komplexe und in unendliche Netzwerke verwobene, flüchtige, um sich selbst kreisende Gebilde. Kein Gedanke steht für sich alleine. Um Gedanken zum Ausdruck zu bringen, müssen sie aus dem Gedankengeflecht extrahiert, priorisiert und in Linearität gebracht werden - einer nach dem andern - und am besten für jemand anders gedanklich nachvollziehbar aufbereitet. Aus verworrenen Gedankengebilden werden so externalisierte, logisch aufbauende Gedankenketten. Gleichzeitig werden Problemstellen oder Gedankenbrüche sichtbar und können separat durchdacht werden.


Entgegen der landläufigen Meinung, ein guter Sparingspartner müsse aus der selben Branche und oder der selben Verantwortungsebene kommen, ist es unserer Erfahrung nach wichtiger, jemanden zu suchen, der ihnen kognitiv als auch empathisch folgen kann. Jemand, der Zusammenhänge versteht und Einfühlungsvermögen mit Ihnen zeigt, der mit Ihnen mitdenken und entsprechende Fragen formulieren kann, die Sie weiterbringen. Jemand der Sie zwingt präzise zu werden und gleichzeitig einschätzen kann, wann er Ihre Gedanken laufen lassen sollte. Je weniger Ihr ausgewählter Gesprächspartner Vorkenntnisse hat, desto besser kann es für Sie sein, denn so sind Sie gefordert, weiter auszuholen und ihr grundlegendes Erfahrungswissen neu zu durchdenken. Viele "Denkfehler" entstehen am Anfang von Entscheidungsketten und nicht am Ende. Sparingspartner aus der selben Branche denken ähnlich, haben ähnliche Probleme und somit leider oft die selben "blinden Flecken".


Gespräche mit Außenstehenden sind somit aus vielerlei Gründen hilfreich:

  1. Perspektivwechsel und Erweiterung des Horizontes: Wenn man sich mit jemandem unterhält, der eine andere Perspektive und ein anderes Vor- als auch Erfahrungswissen hat als man selbst, kann das helfen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dadurch eröffnen sich neue Lösungsansätze oder Ideen.

  2. Objektivität: Manchmal ist es schwierig, objektiv zu bleiben, wenn man in einer schwierigen Situation steckt oder eine schwere Entscheidung treffen muss. Eine neutrale Person kann dabei helfen, die Emotionen auszublenden und mit entsprechenden Fragen die Gedanken zu sortieren. Somit kann sie dazu beitragen, die Problematik zu externalisieren, um die Situation objektiver zu betrachten und um einen Perspektivwechsel zu ermöglichen.

  3. Feedback: Durch Gespräche mit "beauftragten" Außenstehenden kann man ehrliches und uneigennütziges Feedback erhalten, das nicht das eigene Selbstbewusstsein in Frage stellt.

  4. Entlastung: Oftmals tut es gut, mit jemandem über Probleme oder Herausforderungen zu sprechen. Durch das Teilen der eigenen Gedanken und Gefühle kann man sich entlastet fühlen und neue Kraft schöpfen, um die Situation zu bewältigen.


Schon Heinrich Kleist wusste um die Wichtigkeit von Gesprächspartnern und der aktiven Verbalisierung der Gedanken. In seinem Aufsatz von 1805 "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" beschreibt Kleist, wie ein Gespräch mit seiner Schwester mit einer Schnelligkeit und Brillanz zur Klärung seiner verwickelten Gedanken beitrug, die er alleine "vielleicht durch stundenlanges Brüten nicht herausgebracht haben würde".(1)



Abgerufen am 29.03.2023
























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