Schule und Lehrkräfte in Zeiten von ChatGPT und KI
Es ist dringend Zeit, dass wir uns an die wichtigen Fragen wagen!

Rückblick - November 2022
Schaute man im November 2022 in unsere Schulen, dann hatte man das Gefühl, die Zeit sei im letzten Jahrtausend stehen geblieben.
Klassenzimmer, Lehrerzimmer, Sekretariat, lange Gänge, Turnhalle, Pausenhof ....
Lehrpläne, Stundenpläne, Pausenaufsichtspläne....
Schulbücher, Arbeitshefte, Schnellhefter, Mäppchen .....
Und dann, Ende November, betritt ganz leise und im Bildungskontext fast gänzlich unangekündigt ChatGPT die Bühne. Und danach ist nichts mehr so wie es war.
ChatGPT ist eine OpenAI (eine für alle zugängliche künstliche Intelligenz), die das Recherchieren, Denken und Schreiben quasi überflüssig macht. Eine Frage, ein paar Stichpunkte und die KI macht die (Haus)Arbeit innerhalb von Sekunden wo vorher Schülerinnen und Schüler stundenlang mit beschäftigt waren.
Künstliche Intelligenz - das betraf in den Köpfen der Gesellschaft die Bereiche Wirtschaft und Technik aber dass es auch auf unser Bildungssystem maßgeblich Einfluss haben könnte, damit habe die wenigsten gerechnet.
Waren Ende des Jahres 2022 die Kultusministerien der Länder noch ganz mit der Umsetzung des DigitalPakts Schule und der Einführung von digitalen Lernplattformen beschäftigt, testeten schon die ersten Schülerinnen und Schüler einen Chatbot namens ChatGPT und ließen Texte, Referate und Hausarbeiten einfach von einer KI schreiben.
Künstliche Intelligenz und Bildung ...
Eine künstliche Intelligenz hält Einzug und stellt im Bereich Schule und Bildung alle vor altbekannte, jedoch in den letzten Jahren leider vernachlässigte Fragen. Was ist Intelligenz? Was ist Denken? Was ist Lernen? Was müssen Kinder wissen und können? Was sollen wir unseren Kindern beibringen und wie? Worauf legen wir (gesellschaftlich) wert? Welches Menschenbild haben wir und welches Weltbild vermitteln wir?
Lesen, Rechnen, Schreiben ... Kulturtechniken befinden sich genauso im Wandel wie Lehrinhalte, und Lehr- und Wissensüberprüfungsmethoden. Das betrifft nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern ganz besonders die Lehrkräfte.
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Der Beruf des Lehrers befindet sich wie kaum ein anderer im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft - einer Zukunft, die nach Science Fiction anmutet, wie selten zuvor.
Ist das Studium und die Ausbildung noch ganz traditionell veranlagt und auf Wissensvermittlung und Wissensüberprüfung und -bewertung angelegt, müssen Lehrkräfte sich in ihrem Berufsalltag den Themen der Zeit stellen, denn ihre Schülerinnen und Schüler sind schon längst in der digitalen Zukunft angelangt. Als eine der ersten Generationen wachsen die heutigen Kinder so selbstverständlich mit Handy und virtuellen Welten auf, wie ihre Lehrerinnen und Lehrer mit Büchern, Radio und Fernseher. Erst jetzt geht die erste Generation von Lehrkräften an den Berufsstart, die ab der weiterführenden Schule mit dem Smartphone groß geworden sind und sich so selbstverständlich in Social Media Foren bewegen, wie die Generationen davor in Vereinen und am Telefon.
Doch was bedeutet das für die Lehrkraft und ihren Arbeitsalltag? Wer bin ich, wenn KI meinen Beruf und mein Selbstverständnis von meinem Beruf dramatisch verändert? Welches Selbstbild habe ich von mir als Lehrkraft? Was ist mir in meinem Beruf wichtig? Welchen Blick habe ich auf Bildung, Wissensvermittlung und -inhalte? Diese Fragen müssen sich nicht nur die Lehrkräfte bewusst stellen, denn die Antworten tragen sie implizit an ihre Schülerinnen und Schüler weiter, diese Fragen müssen wir auch gesellschaftlich und systemisch beantworten, denn künstliche Intelligenz wird das Bildungssystem als auch den Beruf des Lehrers oder der Lehrerin fundamental verändern.
Gegenwart
Wir können ChatGPT Fragen stellen, aber wir können auch uns Fragen stellen - gesamtgesellschaftlich und sich jeder einzeln - auf die Frage und den Mut zur Antwort kommt es an! Nutzen wir die Gegenwart und stellen uns Fragen nach unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder.
Was wir heute tun (oder nicht tun), werden wir morgen ernten!